Montag, 17. Juni, 15 Uhr, irgendwo in der Nähe von Reims
Mit geducktem Kopf die steile Treppe des Doppeldeckerbusses hinunter und ab nach draußen - nur kurz die Beine strecken, ein wenig französische Landluft schnuppern und zügig die Toiletten aufsuchen. Der große limettengrüne Fernbus zischt kurz und macht Pause, aber gleich geht die Reise weiter – nächster Halt: Paris. Vor gut vier Stunden waren die G8, die G9, Herr Münch und Herr Müller pünktlich und vollzählig in Karlsruhe eingestiegen und hatten es sich im Bus gemütlich gemacht, um sich in den nächsten Stunden gemeinsam die Zeit zu vertreiben, Musik zu hören, Snacks zu essen, zu lachen, Spiele zu spielen und die vorbeiziehende Landschaft zu bewundern. Vor ihnen liegen fünf Tage in der französischen Hauptstadt.
Montag, 17. Juni, 21 Uhr, im Pariser Vorort Montreuil
Im zweiten Stock des Hotels fällt eine Zimmertür nach der anderen ins Schloss und im Gang wird es wieder ruhig. Stattdessen hört man nun gedämpfte Stimmen und polternde Koffer aus den Zimmern 220 bis 228. Endlich angekommen. Irgendwo zwischen Metz und Meaux hatten sich die sieben Stunden Fahrt doch bemerkbar gemacht und Freude breitete sich dann aus, als sichtbar wurde, dass sich der Bus im Feierabendverkehr über die Stadtautobahn in Richtung Pariser Busbahnhof bewegte. Einige haben Abendessen eingepackt, andere laufen jetzt noch kurz die Rue de Lagny hoch, um sich eine Pizza zu holen.
Dienstag, 18. Juni, 10 Uhr, an der Pont Neuf
Die 1607 gebaute Pont Neuf („Neue Brücke“) ist die älteste Brücke über die Pariser Seine, erklärt die Stadtführerin Irmy gerade. Die Lehrer und Schüler schwitzen, ziehen ihre Regenjacken aus; vor einer Stunde hatte es noch in Strömen geregnet, und mit Regenschirmen bewaffnet hatten alle zum ersten Mal die Navigo-Pässe gezückt, um gemeinsam mit der Metro zum Rathaus zu fahren. Es fällt auf, wie viel gearbeitet, geschraubt, gehämmert, gepflastert und betoniert wird – Olympia 2024 steht ins Haus. Die Schüler lauschen den Erklärungen zur alten Stadtmauer, zum Brand und zur Restaurierung der Kathedrale Notre Dame, und zur Conciergerie auf der Seine-Insel „Île de la Cité“, auf der im 3. Jahrhundert einst alles begann. Der Fluss wird jetzt am Institut de France überquert, durch einen Torbogen spazieren alle in den imposanten Innenhof des Louvre, und an der ikonischen Glaspyramide wird Irmy schließlich verabschiedet.
Dienstag, 18. Juni, 18 Uhr, unter Paris in der Metro Linie 1
Manche stehen, manche lehnen sich müde an die geschlossenen Türen, andere sitzen und schauen sich auf dem Handy Fotos des Tages an, während die Metrolinie 1 durch die dunklen Tunnel unter Paris donnert. Die Schüler hatten nachmittags zwei Stunden Freizeit gehabt um sich zu erholen, zu essen, Souvenirs zu kaufen, oder die Innenstadt auf eigene Faust zu entdecken, als Herr Müller dann den Startschuss für den kleinen Spaziergang durch die versteckten Passagen und Galerien von Paris gegeben hatte. Vorbei an unzähligen hübschen Läden, kleinen, romantischen Restaurants und malerischen Cafés führte der Weg schließlich irgendwann wieder in die Metrostation. Alle waren abends froh und dankbar für den ersten Tag in Paris und das trockene Wetter. Einige essen in den Dämmerstündchen eingekaufte Gerichte auf ihren Zimmern, andere schlendern gemeinsam zu einer Brasserie, wo es Nudeln, Salate und Schnitzel zum „dÎner“ gibt.
Mittwoch, 19. Juni, 13.20 Uhr, im Jagd-U-Boot „Argonaute“
Die Gruppe zwängt sich an Kojen, alten Schalttafeln, Ventilen und Eisenrohren vorbei, um am Ende neben den Torpedoschächten wieder das Tageslicht zu erblicken. Das U-Boot ist Teil des Technikmuseum « Cité des sciences et de l’industrie » im Parc de la Villette, wohin die Gruppe vormittags mit der Tram (Straßenbahn) gekommen war. Neben Ausstellungen zu Müllverwertung, Klimawandel, Mathematik, Schall, Pflanzenwelt und Robotik haben die Schüler vor allem die bequemen Sessel im Planetarium genossen. Das gedimmte Licht und der Sternenhimmel haben das Nickerchen für alle perfekt gemacht, und nach der Runde durch das U-Boot geht es mit der Metro wieder auf die Reise in Richtung Innenstadt.
Mittwoch, 19. Juni, 18.10 Uhr, im Irish Pub Corcoran's
Die Nationalhymne ist gesungen, die Getränke sind bestellt und Deutschland hat gegenüber Ungarn 70 Prozent Ballbesitz. So lässt sich der Abend im Künstlerviertel Montmartre ausklingen, besonders nachdem alle Schüler und Lehrer tapfer die Steigungen der ehemaligen Weinberge gemeistert haben. Nach einem Mittagsimbiss hatte Solène, die zweite Stadtführerin, die Gruppe der CSH mit hineingenommen in den Stadtteil Montmartre, wo früher Windmühlen und Reben standen, und sich heute altehrwürdige Wohnhäuser auf dem Weg zur Basilika Sacré-Coeur aneinanderreihen. Aber selbst der Ausblick über Paris und die in der Abendsonne leuchtenden Kuppeln der Kirche konnten die Gruppe auf dem Weg zum Deutschlandspiel nicht aufhalten. Am Ende des Abends machen sich alle gemeinsam, bestens gelaunt, von gutem Essen gestärkt und vom 2:0 beflügelt auf den Weg zurück ins Hotel.
Donnerstag, 20. Juni, 15.10 Uhr, im fünften Stock des Musée d’Orsay
Da hängt es, das berühmte Selbstportrait von Vincent Van Gogh mit dem cyanblauen Hintergrund. Scharen drängen sich vor seinen Meisterwerken, ebenso vor denen von Monet, Manet, Renoir und Cézanne. Im Museum ist es voll und die Schüler der CSH haben einen Auftrag: Nachdem sie gestern von den Mühlen im Montmartre gehört hatten, sollen sie jetzt das Gemälde Bal du moulin de la Galette von Pierre-Auguste Renoir aus dem Jahre 1876 finden, das eben diesen Stadtteil zeigt. Morgens waren die G8, die G9 und ihre Lehrer auf einem Schiff eine Stunde lang die Seine entlanggefahren und hatten das kunstvoll verzierte ehemalige Bahnhofsgebäude des Musée d’Orsay bereits von außen bewundert und unterwegs auch die historischen Brücken bestaunt.
Donnerstag, 20. Juni, 20.00 Uhr, 115 Meter über Paris
Auf der Homepage des berühmtesten Wahrzeichens der Welt heißt es: "Der ganze Charme von Gustave Eiffels Schöpfung und die Schönheit von ganz Paris entfalten sich nach und nach, während Sie die 674 Stufen hinaufsteigen." Diese 674 Stufen haben die Schüler in diesem Moment furchtlos hinter sich gebracht und werden nun mit einer leichten Brise und einer herrlichen Aussicht von der zweiten Etage des Eiffelturms belohnt. Es werden unzählige Fotos gemacht, Mamas, Papas und Freunde angerufen um die Freude und den Moment zu teilen. Anderthalb Stunden vor dem steilen Aufstieg sind alle immerhin sechseinhalb Kilometer vom Museum aus die berühmte Champs-Élysées entlang, am Arc de Triomphe vorbei, über den Place du Trocadéro und hinunter zur „Eisernen Dame“ von Paris spaziert. Ohne Schlange, dafür aber mit viel Security, waren sie in den Aufstieg am Südpfeiler gelangt und konnten nun den Höhepunkt des Tages und der Klassenfahrt genießen. Viel später würde die müde aber fröhliche Gruppe in einer übervollen Metro zurück zum Hotel brausen und die, die des Wanderns immer noch nicht müde waren, würden noch ein letztes Mal zum nächsten Pizzaladen laufen.
Freitag, 20. Juni, 10 Uhr, im Bus Nr. 64 nach Bercy
Die Klassenfahrt neigt sich dem Ende zu. Im Regen hatte die erste Tour angefangen, und im Regen waren die 23 deutschen Besucher gerade vom Hotel zur Bushaltestelle gewatet. An den Tagen dazwischen war es trocken, sonnig, ja sogar richtig heiß gewesen, mit nur vereinzelten Regentropfen. Im vollen Bus stehen fünf Schüler und Herr Müller, der Rest kommt im nächsten Bus mit Herrn Münch hinterhergefahren. Am Busbahnhof angekommen herrscht bei den Schülern eine Mischung aus müder Gelassenheit und Vorfreude auf Zuhause, während alle auf den Fernbus 091 nach Budapest warten, der sie später unterwegs pünktlich in Karlsruhe aussetzen wird. Bleiben werden wunderbare Erinnerungen, geteilte Erlebnisse, schöne Bilder und in aller Munde hoffentlich der berühmte Satz: „Paris Je t'aime!“
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